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Die Parkinson-Krankheit oder Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung. Das bedeutet, dass im Verlaufe der Erkrankung immer mehr Nervenzellen geschädigt werden und absterben. Dies führt zu Funktionseinschränkungen des zentralen Nervensystems (ZNS) und zur Beeinträchtig vieler Körperfunktionen und Bewegungen. Parkinson ist eine chronische Erkrankung, die sich im Laufe der Zeit verschlimmert. Benannt wurde sie nach dem englischen Arzt James Parkinson, der die Erkrankung erstmals 1817 beschrieb.1
Die Parkinson-Krankheit ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Alzheimer-Erkrankung. In Deutschland sind laut Schätzungen mindestens 200.000 Menschen betroffen. Die Tendenz ist steigend.2 Dabei wächst die Wahrscheinlichkeit an Parkinson zu erkranken mit zunehmendem Alter. Vor dem 50. Lebensjahr erkranken schätzungsweise nur 4% der Parkinson-Patienten*.3 Einige Forschungen deuten darauf hin, dass doppelt so viele Männer wie Frauen an Parkinson erkranken und Frauen zum Zeitpunkt der Diagnose durchschnittlich 2,1 Jahre älter sind als Männer.4
Die Symptome von Parkinson können von Person zu Person variieren. Dennoch lassen sich einige charakteristische Symptome der Parkinson-Erkrankung beschreiben. Dazu gehören: Bewegungsstörungen, wie verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifheit und Gleichgewichtsstörungen sowie das typische Zittern der Hände.2
Erste Anzeichen können Schlafstörungen, Depressionen, Störungen des Geruchssinns, Verstopfung sowie eine leisere, monotone Stimme und das fehlende Mitschwingen eines Armes beim Gehen sein.2 Die Symptome beginnen normalerweise auf einer Seite des Körpers und beeinträchtigen schließlich beide Seiten.
Ruhetremor (Ruhezittern): Unwillkürliches Zittern der Hände in Ruhe.
Akinese (Bewegungsarmut): Bewegungen können nur noch verlangsamt ausgeführt werden.
Rigor (Steifheit): Steifheit der Muskeln
Posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen): Schwierigkeiten beim Gleichgewicht und bei der Haltung.
Neben den motorischen Symptomen (Bewegungssymptomen) können auch nicht-motorische und andere sekundäre Symptome auftreten, die weniger auffällig sind, aber dennoch die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen können. Hierzu zählen z.B.:
Jüngere Menschen mit Parkinson zeigen häufiger Dystonien, d.h. anhaltende Muskelkontraktionen, die zu ungewöhnlichen Körperhaltungen führen. Auch entwickeln jüngere Menschen eher Dyskinesien – unwillkürliche, unkontrollierte Bewegungen, wie z.B. Zappeln.5
Schmerzen sind ein häufiges, aber oft übersehenes Symptom bei Parkinson-Betroffenen. Durch die Muskelsteifheit kann es zu Muskel- und Gelenkschmerzen kommen. Bei neuropathischen Schmerzen (Nervenschmerzen) empfehlen Leitlinien eine Therapie mit Antikonvulsiva (Antiepileptika) und/oder Antidepressiva.6
Die Ursache der Parkinson-Erkrankung ist nach wie vor ungeklärt. Diskutiert werden genetische Faktoren, Umwelteinflüsse und die Alterung des Gehirns an sich als mögliche Auslöser.
Bei der Parkinson-Erkrankung sterben Nervenzellen in einem bestimmten Bereich im Hirnstamm, der Substantia Nigra (Schwarze Substanz), ab. Damit einher geht ein Mangel eines wichtigen Botenstoffes, dem Dopamin,2 welches die Nervenzellen brauchen, um miteinander kommunizieren zu können. Dopamin ist wichtig, um Bewegungen zu starten. Darüber hinaus wird Dopamin auch für die Feinabstimmung von Bewegungen benötigt. Weiterhin spielt Dopamin auch bei der Regulation der Stimmung und von Emotionen eine wichtige Rolle. Fehlt Dopamin, kommt es zu den charakteristischen Parkinson-Symptomen. Bemerkenswerterweise treten die typischen Parkinson-Bewegungsstörungen erst auf, wenn über 50 % der Dopamin-produzierenden Zellen in der Substantia Nigra abgestorben sind.2
Es gibt einige bekannte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, an Parkinson zu erkranken. Dazu zählen:
In der Regel tritt die Parkinson-Erkrankung sporadisch auf. Es gibt jedoch auch eine erblich bedingte Form, die ca. 5-10% der Parkinson-Patienten betrifft. Eine genetische Testung wird empfohlen, wenn die Erkrankung vor dem 40. Lebensjahr aufgetreten ist oder mehr als zwei Verwandte ebenfalls an Parkinson erkrankt sind.9
Der Verlauf der Parkinson-Erkrankung kann von Person zu Person verschieden sein. Es kann nicht genau vorhergesagt werden, wie schnell sich die Parkinson-Erkrankung entwickelt. Dennoch lassen sich 4 Stadien charakterisieren.
Prodomale Phase (Vorläufer Phase)
Frühphase
Intermediärphase
Spätphase
Parkinson ist eine lebenslange Krankheit, die den Alltag erheblich beeinflusst und die Betroffenen anfälliger für andere Krankheiten und Infektionen machen kann. Dank Fortschritten in der Behandlung haben die meisten Menschen mit Parkinson jedoch eine normale oder nahezu normale Lebenserwartung.
Dank moderner Therapien können Parkinson-Patienten ihr Leben häufig über viele Jahre hinweg wie gewohnt weiterführen und gestalten. Ähnliches gilt für die berufliche Situation: Häufig gibt es zum Zeitpunkt der Diagnose und in den ersten Jahren unter einer Parkinson-Therapie noch keine beruflichen Einschränkungen. Im Verlaufe der Erkrankung kann es jedoch zu Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit kommen. Dann sollte in Abstimmung mit Ärzten, Sozialarbeitern und Rentenberaterinnen das weitere Vorgehen besprochen werden.
Die Diagnose von Parkinson basiert hauptsächlich auf den klinischen Symptomen und dem Krankheitsverlauf. Neben dem Arzt-Patientengespräch erfolgt eine körperliche Untersuchung. Dabei gibt es keine spezifische Blutuntersuchung für die Parkinson-Diagnose. Blutuntersuchungen können aber durchgeführt werden, um andere Erkrankungen auszuschließen. Laut der aktuellen Leitlinienempfehlung sollen für die Parkinson-Diagnose die MDS-Kriterien von 2015 angewendet werden:11
Im ersten Schritt wird dabei überprüft, ob die Hauptsymptome von Parkinson, Akinese (Bewegungsarmut), Tremor (Zittern) und/oder Rigor (Steifheit) vorliegen. Anschließend wird überprüft, ob es sich um eine andere Erkrankung als Parkinson handeln könnte. Abschießend wird nach den sogenannten „red flags“ geschaut, wie z.B. einer rasch voranschreitenden Gehbeeinträchtigung. Spricht der Patient klar und deutlich auf eine dopaminerge Therapie an, unterstützt dies die Pakrinson-Diagnosestellung.12
Ärzte können eine oder mehrere der folgenden Untersuchungen durchführen, um andere Erkrankungen auszuschließen:
Parkinson Selbsttest
Es gibt verschiedene Selbsttest, die online verfügbar sind und Personen dabei helfen können ihren eigenen Gesundheitszustand oder den eines Angehörigen einzuschätzen. Sollten Sie den Verdacht haben, dass sie selbst oder eine nahestehende Person an Parkinson erkrankt sein könnte, wenden Sie sich bitte an einen Arzt.
Die Parkinson-Erkrankung ist bislang leider nicht heilbar. Dank modernen Therapien lässt sich die Krankheit jedoch oft über Jahre gut kontrollieren. Symptome können gelindert werden und die Lebensqualität der Betroffenen wird verbessert. Die Betreuung von Parkinson-Betroffenen erfordert ein multidisziplinäres Team, das aus Neurologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Sozialarbeitern, Krankenpflegekraft und Ärzten besteht, um eine umfassende Versorgung und Unterstützung zu gewährleisten. Der Einsatz eines multidisziplinären Teams kann zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen.11
Hauptziel der medikamentösen Therapie ist es, den Dopaminspiegel im Gehirn zu erhöhen oder die Wirkung des Dopamins zu verbessern. Jedoch ist es nicht möglich, Dopamin an sich in Form einer Behandlung einfach einzunehmen, da es nicht dort im Gehirn ankommen kann, wo es benötigt wird. Daher zielen die meisten Medikamente darauf ab, den Dopaminspiegel auf andere Weise zu erhöhen.
Viele Medikamente führen anfänglich zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome, aber ihre Wirksamkeit kann im Laufe der Zeit abnehmen oder schwankend werden, und so müssen sie möglicherweise angepasst werden, wenn die Krankheit fortschreitet.
Levodopa
Levodopa (oder L-Dopa) ist eine Vorläufersubstanz von Dopamin und wird nach Aufnahme in die Nervenzellen vom Körper selbst in Dopamin umgewandelt. Levodopa wird häufig mit Carbidopa kombiniert. Carbidopa verhindert, dass Levodopa bereits in Dopamin umgewandelt wird, bevor es das Gehirn erreicht hat.
Dopaminagonisten
Diese Moleküle sind Dopamin chemisch sehr ähnlich. Im Körper wirken sie wie der natürliche Botenstoff oder auf parallele Rezeptoren. Es werden sogenannte non-ergoline Dopaminagonisten: Pramipexol, Ropinirol, Piribedil, Rotigotin und mit starken Einschränkungen Apomorphin eingesetzt.11
COMT-Hemmer
COMT-Hemmer wie Opicapon und Entacapon werden gemeinsam mit Levodopa eingesetzt. Sie hemmen den Dopaminabbau und können so für konstantere Wirkstoffspiegel im Blut sorgen. Tolcapon wird wegen seiner Lebertoxizität nur als Mittel der zweiten Wahl und unter engmaschigen Kontrollen eingesetzt.11
MAO-B-Hemmer
MAO-B-Hemmer helfen, den Dopaminspiegel zu erhöhen bzw. zu verlängern. Selegilin und Rasagilin können als Monotherapie der frühen Parkinson-Erkrankung oder in Kombination mit Levodopa zur Therapie der Parkinson-Krankheit mit Wirkfluktuationen (Schwankungen der Wirksamkeit der Medikamente) eingesetzt werden.
Safinamid kann in Kombination mit Levodopa zur Therapie der Parkinson-Krankheit mit Wirkfluktuationen eingesetzt werden.11
NMDA-Rezeptor-Antagonisten
Der Wirkmechanismus des NMDA-Rezeptor-Antagonisten Amantadin bei Parkinson ist noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich führt die Verabreichung zu einer gesteigerten Dopaminfreisetzung und zu einer Hemmung der Dopamin-Wiederaufnahme. Dadurch wir die Dopaminkonzentration im Gehirn erhöht. Amantadin kann als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Antiparkinsonmittel angewandt werden.
Schwankungen der Symptomkontrolle – On- und Off-Phasen
Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung können sogenannte motorische Fluktuationen, Schwankungen der Symptomkontrolle auftreten. Wenn Levodopa oder Dopamin-Agonisten wirken, erleben die Betroffenen Phasen guter Symptomkontrolle. In diesen „On-Zeiten“ können sich die Betroffenen gut bewegen. Wenn die Wirkung nachlässt, kann es zu Phasen kommen, in denen die Symptome plötzlich viel stärker ausgeprägt sind und Bewegungen schwierig werden. Diese Phasen bezeichnet man als „Off-Zeiten“. Manchmal können zur Zeit der höchsten Medikamentenkonzentration im Körper der Betroffenen unwillkürliche Bewegungen (Dyskinesien) auftreten. Eine Anpassung der Medikamentendosis oder Frequenz kann helfen die Schwankungen zu kontrollieren. Außerdem kann auch der Wechsel zu einem Medikament mit einem anderen Wirkmechanismus, z.B. COMT-Hemmer oder MOA-B-Hemmer, helfen.13
Pumpentherapien
Medikamentenpumpen können in fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Erkrankung für eine kontinuierliche dopaminerge Stimulation sorgen. Hierdurch können motorische Komplikationen und/oder Fluktuationen besser kontrolliert werden. Zum Einsatz kommt dabei insbesondere subkutanes Apomorphin, das mit Hilfe einer Pumpe kontinuierlich unter die Haut verabreicht wird. Bei der Levodopa-Carbidopa-Intestinal-Gel (LCIG)-Therapie werden ebenfalls über eine Pumpe kontinuierlich die Wirkstoffe in den Dünndarm verabreicht.
Tiefe Hirnstimulation (THS)
Bei der tiefen Hirnstimulation wird im Rahmen einer Operation ein Hirnstimulator in die Brustwand implantiert. Dieser wird dann über feine Drähte mit dem Gehirn verbunden. Eine winzige Menge elektrischen Stroms wird verwendet, um den Teil des Gehirns zu stimulieren, der von der Parkinson-Krankheit betroffen ist.
Jedes Medikament kann Nebenwirkungen haben, die stets berücksichtig und mit dem Arzt besprochen werden müssen. Es gibt Medikamente in unterschiedlichen Darreichungsformen, d.h. als Tabletten, Injektionen, Gels oder Pflaster, sodass den Betroffenen Optionen zur Verfügung stehen, um an ihre jeweiligen Bedürfnisse angepasst zu werden.
Physiotherapie, Logopädie und Sprachtherapie sowie Ergotherapie helfen dabei die Lebensqualität der Patienten und ihre Unabhängigkeit zu erhalten.
Physiotherapie
Ergotherapie
Logopädie
Psychotherapie
Musik- und Kunsttherapie
Körperliche Betätigung
Die Forschung hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten große Fortschritte im Bereich Parkinson gemacht. Weiterhin wird an neuen Therapien und Medikamenten geforscht, sowie daran, die Erkrankung frühestmöglich zu erkennen. Erste Erfolge mit molekularen und genetischen Methoden wecken Hoffnung, Parkinson in Zukunft verzögern oder sogar heilen zu können.
Vorbeugung
Einige Forschungen zeigen, dass eine mediterrane Ernährung dabei helfen kann, die Wahrscheinlichkeit einer Parkinson-Krankheit zu verringern.14 Zudem konnte auch gezeigt werden, dass Menschen, die Sport treiben, eine geringere Wahrscheinlichkeit haben, Parkinson zu entwickeln.11
* Zur besseren Lesbarkeit wurde im Text das generische Maskulinum verwendet. Die verwendete Personenbezeichnung bezieht sich, sofern nicht anders kenntlich gemacht, auf alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.
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